Gewaltkreislauf

Gewaltkreislauf nach Lempert

Ohne Hilfe…. kein Entkommen!

Nach einem körperlichen Übergriff kommt das Erwachen, gepaart mit Erschrecken und Gefühlen von Reue und Scham über das Geschehene. Wie konnte es bloß dazu kommen!

„Es tut mir so leid! Verzeih‘ mir! Glaub‘ mir, es wird nicht wieder vorkommen. Ich verspreche es! Ich mache es wieder gut. Komm‘, sei wieder lieb! Es tut mir so leid!“

Doch der Kopf gibt keine Ruhe; immer und immer wieder taucht die Frage nach den Ursachen auf:

‚Was war Schuld an meinem Ausbruch? Ich bin doch eigentlich ein friedlicher Mensch, kein Schlägertyp! Irgendetwas hat mich dazu gebracht, meine Kontrolle zu verlieren.‘  
Die Last, allein die Verantwortung zu tragen ist zu groß, zu weit reichend sind die Auswirkungen. Also wird die Schuld auch im Außen, beim anderen gesucht – und wenn es nur eine Teilschuld ist. So beginnt der Prozess der Ent-Schuldung, die Verantwortung für das Geschehene wird mehr und mehr abgegeben. Und nun wird auch das eigene (Fehl-) Verhalten wieder verständlich:

„Natürlich! Sie hat ja nicht aufgehört, mich ständig weiter provoziert. Das hält doch keiner aus!“ oder so ähnlich.

Verantwortungsabgabe bedeutet jedoch, dass der eigene Einfluss schwindet, das eigene Verhalten nur eine Reaktion ist. So besteht auch nicht die Notwendigkeit, das eigene Verhalten kritischer zu beleuchten.

Jetzt sind die Rollen verteilt, die Verantwortlichkeiten definiert und zugeschrieben.

Der Täter glaubt: die Partnerin, der Partner oder die Kinder wissen ja jetzt, wie es läuft und wie sie sich verhalten müssen, damit nicht passiert! Der Gewaltkreislauf schließt sich und bewegt sich auf ein nächstes Mal zu! Dies kann einige Zeit dauern. Aber so, wie Konflikte zum Alltag gehören, ist auch die nächste Eskalation nicht zu vermeiden (die Nerven liegen sowieso grad ‚blank‘) und wieder gibt es kein Ende und da ist nur noch der Wunsch: 

E s   s o l l   a u f h ö r e n ! … aber es/ sie/ er hört nicht auf! … und ich sehe auch nicht mehr mein Kind, meine Partnerin oder Partner vor mir, sondern nur noch ein schreiendes, nervendes Etwas … und ich mache dem ein Ende, schlage zu … kann wieder durchatmen … und ich wache erschrocken auf!